Fatty Fuels: Biodiesel - ALDiesel - PME

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Date: 26 Juni, 2000 um 16:37:49
From: Ben
Subject: Salatöl tanken bis der Doktor kommt!

Ben am 26 Juni, 2000 um 16:37:49

An alle oberschlauen Ölscheichs!

Habe das ganze Forum durchgelesen und fasse mich so langsam an den Kopf.

Von Biodiesel ist hier kaum noch die Rede, jeder tankt lustig Speiseöl oder irgendwelche Mischungen aus Diesel/Biodiesel/Pflanzenöl. So nach dem Motto:"Ja, ich habs auch getan - ganzer Tank voller Aldiöl - und er läuft! Prima, tanke jetzt nur noch Pföl. Danke für die Tips hier im Forum. Alles easy mit Pföl. Echt goil der Aldiesel." Und wer noch Biodiesel tankt, oder nach irgendwelchen Problemen dabei fragt, der ist schon fast ein Depp: "Tank doch Pföl!" kommt dann unisono.

Seid ihr Schlauberger alle Motoreningenieure mit vertieften Kenntnissen in der Dieseltechnik oder was? Hat jeder von euch einen Motorenprüfstand in der Garage für ausgedehnte Langzeitversuche mit unterschiedlichen Biokraftstoffen? Warum hat sich z. B. ein Profi wie Elsbett nur so den Kopf zermartert und einen komplett neuen Motor für Pflanzenöl erdacht, wenn es ansonsten so einfach währe? Kann einer von euch von Langzeitversuchen berichten, bei denen er über 50.000 km mit Pföl gefahren ist und dann den Motor zerlegt hat, um ihn auf Schäden, Ablagerungen oder Verkokungen (nicht nur an den Einspritzdüsen) zu untersuchen? Ich fürchte nein!

Oder habt ihr alle zu viel Geld, um eure Diesel mit allen möglichen Flüssigkeiten zu füttern, und dabei Motorschäden und/oder Pumpenschäden in Kauf zu nehmen? Ich fürchte ja!

Biokraftstoffe bzw. Biodiesel (und der nicht nur aus Raps) sind eine feine Sache. Darüber sind wir uns wohl alle einig. Kraftstoffe anzupflanzen oder auch aus Altfetten bzw. überhaupt aus Biomasse herzustellen, hat Zukunft. Aber nur weil sie "Bio" heißen, sind sie deswegen noch nicht in jeder Form für alle Dieselmotoren verwendbar. Und da wir nicht alle einen Vielstoffmotor ausm Leopard unter der Haube haben, ist doch wohl etwas Vorsicht geboten bei irgendwelchen Selbstversuchen. Diese Vorsicht ist insbesondere bei Versuchen mit reinem Pflanzenöl und den diversen Mischungsverhältnissen mit Diesel/Biodiesel bei Direkteinspritzern angeraten!

Nochmal zu den Profis. Volkswagen hat vor Jahren nicht nur auf dem Gebiet der verschiedenen Diesel-Einspritzsysteme grundsätzliche Untersuchungen durchgeführt, mit dem Ergebnis, daß die heute Verteiler-Einspritzpumpe und Pumpe-Düse einsetzen. Und nicht Commen-Rail, auf das alle anderen abfahren.

Nein, VW hat auch seit Anfang der 80er Jahre ordentliche Untersuchen bezüglich Rapsöl in Dieselmotoren durchgeführt. Aus dieser Untersuchung möchte ich nur einige Sätze über den Versuch mit einem Golf mit 1,6-l-Wirbelkammer-Turbodieselmotor ohne Oxidationskatalysator und reinem Rapsöl zitieren:
"...Die Dauererprobung ergab, daß die schon in der Ausgangssituation unakzeptabel hohen Abgasemissionen während der Laufzeit weiter anstiegen. Auf der Dauerlaufrolle durchgeführte Untersuchungen zeigten, daß nach 75.000 km die Verkokung im Brennraum zu einer weiteren Verschlechterung des Betriebsverhaltens geführt hat."
Und weiter heißt es:
"Porsche stellte bei einer Untersuchung im Auftrag des BMFT fest, daß nur die großvolumigen, langsamlaufenden Dieselmotoren mit indirekter Einspritzung für den Betrieb mit reinem Rapsöl geeignet sind. Bei Dieselmotoren mit Direkteinspritzng gelangte infolge schlechter Kraftstoffzerstäubung Rapsöl in das Schmieröl, wodurch eine Schmierölverdünnung mit anschließendem Motorausfall auftrat."
Und zu Beimischung von Rapsöl:
"Bei Dieselmotoren mit Direkteinspritzung führt die Beimischung auch von geringen Mengen reinen Rapsöls zum Dieselkraftstoff im Gegensatz zu Dieselmotoren mit indirekter Einspritzung nach relativ kurzer Laufzeit zur Verkokung der Einspritzdüsen."

Alles klar?

Wer sich wirklich mit dem ganzen Thema beschäftigen möchte:

1) Dr.-Ing. Kurt Weidmann: "Anwendung von Rapsöl in Fahrzeug-Dieselmotoren". Erschienen in der ATZ Automobiltechnische Zeitschrift 97 (1995) Heft 5, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart

2) Dr.-Ing. E.h. Onno Syassen: "Chancen und Problematik nachwachsender Kraftstoffe". Erschienen in der MTZ Motortechnische Zeitschrift 53 (1992) Hefte 11 und 12, Verlag s. o.

3) Dr.-Ing. E.h. Onno Syassen: "Biodiesel - ein vernünftiger Kraftstoff?". Erschienen in Technische Überwachung TÜ 37 (1996) Nr. 1/2, Seiten 50-53 und Nr. 3, Seiten 63-65.

Alle Artikel müßten noch bei der UFOP als Sonderdrucke bestellbar sein.

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