Date: September 18, 2001 at 17:17:51
From: Eckes, [pd9028229.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Nachricht die mir Mut macht

Hallo Roland, sind uns der Islam und seine Anhänger wirklich so fremd? Bist du der Ansicht, mehr Verständnis für den Islam und die moslemische Kultur würde uns helfen aus dieser Krise rauszukommen? Und welche moslemische Kultur meinst du? Anfang der siebziger Jahre hatten wir einen Erdkundelehrer, Schulz hieß er. Er erzählte am liebsten von Afghanistan, Pakistan und Indien, das war sein Lieblingsthema. Er fuhr einen hellblauen T2 expeditionnsmäßig hergerichtet, schwärmte aber vom T1, weil der angeblich stabiler war. Der hellblaue T2 stand jedenfalls immer auf dem Lehrerparkplatz und beeindruckte mich mindestens so sehr wie seine Geschichten. Von Religion hat er nie erzählt. Das war damals wohl kein Thema. Vielmehr waren es Geschichten von Land und Leuten. Ich denke mal, das Afghanistan vom Erdkundelehrer Schulz gibt es nicht mehr. Wenn nun jemand wie ich, der Angst vor Terroraktionen hat, Verständnis für heutige islamische Kulturen aufbringt, wohin soll das deiner Ansicht nach führen? Glaubst du es macht alle bisherigen Terroraktionen ungeschehen? Glaubst du es verhindert zukünftige? Glaubst du ein tieferes Verständnis für Islamisten bringt uns dahin, daß wir irgendwann einmal alle zusammen darüber lachen können? Aber ich bin, obwohl Hilsi mich einen Rassisten schimpft (Hilsi hat sicher beruflich nichts mit Ausländern zu tun, deswegen sehe ich ihm das nach), bereit Verständnis für die moslemische Kultur aufzubringen, wenn von dort ein Zeichen kommen würde, das wirklich Mut machen kann. Das wäre z.B. ein Angebot an unserer Seite aktiv, ich meine wirklich aktiv, nach solchen Terroristen und ihren Hintermännern zu fahnden, und sie zur Strecke zu bringen, um für uns alle gemeinsam noch Schlimmeres zu verhindern. Islamische Vertreter behaupten immer wieder, es sei noch gar nicht sicher wer die Anschläge verübt hat, und daß der Islam gegen solche Massenvernichtung sei. Um so leichter sollte ihnen doch ein Angebot zur Mithilfe fallen. Aber viel mehr als Beileidsbezeugungen ist offensichtlich nicht drin, oder hast du andere Informationen? Oder reichen Beileidsbekundungen aus weil jetzt alle Terroristen tot sind, und wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen? Ich sitze seit dem vergangenen Dienstag immer bis tief in die Nacht vor dem Fernseher und sauge alle Berichte aus allen Kanälen auf, und warte auch auf ein mutiges Zeichen aus der islamischen Welt. Bis jetzt war nichts dabei wo ich das Gefühl hatte, wir würden alle an einem Strick ziehen. Aber man sollte nach jedem Strohalm greifen, wenn man in Not ist. Vielleicht hilft ja ein tieferes Verständnis der moslemischen Kultur. Ich frage mich nur wie tief muß das Verständnis sein, das man auch einmal ein paar Forderungen stellen darf. Wie kommt es eigentlich dazu, daß die Deutschen Fehler immer zuerst bei sich selbst suchen? "Viele (Ausländer) halten uns Deutsche für dumm" Der Spruch stammt nicht von mir, sondern von jemandem, der vor zwei Jahren hier im Raum einen Flüchtlingshilfeverein gegründet hat. (Wenn du willst lasse ich dir den Namen und eine Kontaktmöglichkeit zukommen) Er äußerte das in einem Gespräch über einen Libanesen, der seit Jahren das Sozialamt bescheißt. Roland, sicher werden auch jetzt wieder einige über mich herfallen. Hilsi schwelgt ja schon seit Tagen in seinem Element. Mir ist auch klar, daß ich mich immer weiter von denen isoliere, die ich übers Pölen kennen und schätzen gelernt habe. Ich bin nun mal kein Linker, und damit schon fast automatisch ein Böser. Mit diesem Posting möchte ich dich nicht angreifen, oder dir irgendwie weh tun, das weißt du. Ich habe nur Angst um so viele Dinge, die ich als Werte ansehe, und die ich erhalten möchte, deswegen poste ich jetzt hier. Verständnis gegenüber Andersgläubigen ist nie verkehrt, solange sie friedliebend sind und sich auch dafür einsetzen. Verständnis gegenüber religiösen Fanatikern, und solchen die die Religion vor's Loch schieben, halte ich für sinnlos. Die reden und verstehen m.E. nur eine Sprache. Ich würde viel lieber übers Pölen reden, aber das ist im Moment so weit weg, wie das Afghanistan vom Lehrer Schulz. Gruß Eckes