Fatty Fuels: Biodiesel - ALDiesel - PME

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Date: October 01, 2000 at 11:24:08
From: Hans Fürthbauer, [olinz-3879.utaonline.at]
Subject: Hier ist meine Antwort zu Deiner Idee (Vorsicht lang!)

Hallo John,

Deine Idee ist zweifellos sehr interessant, sie scheint aber extrem aufwendig in der Umsetzung und bringt auch einige Risiken mit sich. Ich versuche mal einige Punkte zu beschreiben:

1.) Bei niedrigen Außentemperaturen wird das Öl sehr dickflüssig sein. Das erfordert ein erhebliches Drehmoment an der Wasserpumpe, das schätzungsweise ein mehrfaches beträgt als mit Kühlmittel. Damit wird einerseits die Startdrehzahl beim kalten Motor abgesenkt, andererseits wird der Keilriemen (ohnehin schon schwach ausgelegt) sehr hart beansprucht. Eine niedrigere Startdrehzahl führt beim kalten Motor auch zu schlechtem Anspringen. Das heißt auf jeden Fall: Ohne Vorwärmen während der Stehzeit des Fahrzeuges geht nichts. Dazu würde ich nicht den teuren Latentwärmespeicher (hält er Pöl aus?) verwenden, sondern eine elektrische Kühlmittelheizung, wie sie in den nördlichen Ländern Europas gerne verwendet wird. Die Vorwärmung wäre aus meiner Sicht realisierbar.

2.) Läuft der Motor dann, wird das Öl im Motor zunächst an den heißen Stellen besonders im Zylinderkopf schnell dünnflüssig, es bleibt aber starr im übrigen Kühlkreislauf. Die Wärmeabfuhr aus dem Motor wird gehemmt, weil das "Kühlmittel" von der Pumpe nicht schnell genug umgewälzt werden kann. Die feinen Kühlmittelkanäle in der Heizung und im Kühler sind hier die kritischen Engstellen. Damit besteht in der Warmlaufphase auch bei Deinem thermisch weniger belasteten Saugdiesel die Gefahr einer örtlichen Überhitzung an den typischen "Wärmenestern" im Zyl.-Kopf, obwohl die Temperaturanzeige vielleicht noch gar nicht reagiert. Diese Gefahr kann durch einen sehr sanften Fahrbetrieb in der Warmlaufphase reduziert werden.

Die Belastung des Keilriemens wird mit zunehmender Öltemperatur zwar geringer, liegt aber infolge der höheren Viskosität noch immer deutlich über einem Betrieb mit normalem Kühlmittel.

3.) Du benötigst eine eigene Pumpe mit einer entsprechenden Steuerung, die das vom Motor für die Kraftstoffversorgung entnommene Pöl wieder in den Kühlmittelkreislauf nachdosiert. Da ist sicher sehr viel Gehirnschmalz und Bastelarbeit erforderlich, damit das auch betriebssicher funktioniert. Hier eine Firma zu finden, die das nötige Fachpotential hat, bzw. sich da drübertraut, wird schwierig sein. Es besteht ja noch kein wirklicher Markt und die Fahrzeuge sind zu unterschiedlich. Wäre daher alles "Einzelfertigung", die nicht bezahlbar ist. Vermutlich mußt Du alles selber machen.

4.) Die Gummiteile (Schläuche, O-Ringe, Dichtungen) oder der Ausgleichsbehälter Deines Golf II, Baujahr 85, bzw. des Austauschmotors aus 1992 sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dauerhaft ölfest. Sie sind auf das von VW vorgeschriebene Kühlmittel G10 oder G11 ausgelegt.

5.) Ob die Original-Kühlmittelpumpe mit Pöl mittel-oder längerfristig zurechtkommt, ist ebenfalls unsicher.

Ich bewundere Deinen Pioniergeist, würde aber aus rein technischen und finanziellen Gründen eine Umsetzung Deiner Idee nicht für zweckmäßig halten. Wenn Du Deine Idee realisieren willst und ich Dir irgendwie von der Motor- oder Einspritztechnik her behilflich sein kann, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

MfG

Hans

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