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Date: August 09, 2019 at 10:13:09
From: Werner, [p5088864d.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Hängt vom Können ab

Moin Ihr Zukunftsforscher :),

wenn ein Flugschüler die Seitenwindlandung lernt, dann fängt er mit den gekreuzten Rudern bereits in ziemlich Höhe an. Das Querruder Richtung in den Wind führt ja dazu, daß die Maschine seitlich abrutscht. Das ist so gewünscht, damit das in Landerichtung ausgerichtete Flugzeug nicht vom Seitenwind weggetragen wird. Aber durch das Seitenleitwerk hat die schräg gelegte Maschine dann die Tendenz, in den Wind einzudrehen und total vom Kurs abzukommen. Deshalb muß mit dem Seitenruder in Gegenrichtung kompensiert werden.

Leider ist aber so, daß die Wirkung der Ruder nicht über das Geschwindigkeitsprofil gleich ist. Man braucht also einige Zeit, ehe man einen stabilen Seitengleitflug hinbekommt. Je langsamer das Flugzeug ist, desto stärker wirkt sich das negative Wendemoment des Querruder aus und desto niedriger wieder der Seitenruder-Anteil. Das Seitenruder wiederum wird bei langsamer Fahrt in der Regel schwächer, sodaß der Pilot im Gefühl für das Flugzeug erst einmal mehrere Kennlinien übereinander zu bringen hat. Tiefdecker "slippen" auch wieder anders, als Hochdecker, die V-Form spielt eine Rolle usw. usw.

Um also diesen Flugzustand zu stabilisieren, empfiehlt es sich, ihn schon zeitig einzuleiten. Amerikaner, Dänen und Engländer lernen in der Verkehrsfliegerei, die Tragfläche bei der Landung schon mindestens in 200 Fuß Höhe, also 60 Meter hängen zu lassen. Die Lufthansa sah das lange anders, denkt aber inzwischen um. Von anderen Nationen kenne ich niemanden in dem Job, daher weiß ich es nicht.

So ein großer Airliner hat ein gewaltiges Massenträgheitsmoment um die Hochachse. Es ist also nicht unbedingt anzuraten, in kritischen Situationen noch stärkere Drehbewegungen auszuführen - so wie in dem Video in Hamburg. Das Flugzeug dreht einem auch unversehens weiter, als man geplant hatte und wenn dazu noch die Bö den Flügel anhebt, wird das schnell unüberschaubar. Ich habe die Schäden an dem Airbus gesehen. Die linke Flügelspitze hatte etwas abbekommen, aber keinen wesentlichen Schaden. Die Drehung des Flugzeuges ist nicht durch das Aufsetzen der Tragfläche passiert, sondern einfach ein Steuerfehler gewesen. Wäre die Tragläche echt hängen geblieben, dann hätte es den Vogel vermutlich auf den Kopf gedreht und das Video hätte nochmal 100% mehr Klicks bekommen.

Die DC-3 als Mutter aller Verkehrsflugzeuge ist dagegen eher ein Leichtflugzeug, mit dem man auch im Langsamflug ruhig mal schlenkern darf, ohne daß gleich was passiert. Wenn der Pilot sein Flugzeug gut kennt, fliegt er im Normalflug an und dreht die Maschine tatsächlich erst kurz vor dem Aufsetzen auf die Bahn, allerdings immer mit einem Schuß Gegenquerruder, damit der Flügel eben NICHT hochkommt. Das Querruder der DC-3 geht echt schwer und bei starkem Seitenwind ist es eine Knochenarbeit, es zu bedienen. Die Steuersäulen mit den großen Lenkrädern sind diesen Kräften geschuldet. Mit einem Stick würde man das kaum hinkriegen.

Wenn also der routinierte, mit seinem Flugzeug verwachsene Pilot solch ein Flugzeug landet, wird es aus Faulheit erst ganz zum Schluß anstrengende Bewegungen ausführen. Es sieht dann alles so leicht aus und kaum einer merkt überhaupt, was gerade geschieht, aber in solch einem Manöver stecken hunderte bis tausende Landungen an Erfahrung.

Erfahrung, die das Co-Pilot Mädel in dem Airbus eben nicht hatte.

Übrigens:

da ich schon mal gerade am dozieren bin, der Starfighter war bei Seitenwindlandungen eine absolute Sau. Zwar landete er derart schnell, daß schwacher Wind nur graduell zu Abweichungen führt, aber bei etwas stärkerem Wind hat die Maschine beim Aufsetzen schon richtig getanzt. Schaut Euch mal Videos von Starfighter-Landungen an. Da kriegt man Angst, wenn man sieht, wie die auf ihren Mini-Rädchen bei 300 km/h hin und her hoppeln.

Das Blöde an der Geschichte ist bei dem Düsenjäger die negative V-Form der Tragflächen. Trete ich also beim Starfighter rechts ins Seitenruder, dann dreht die Nase nach rechts und der LINKE Flügel kippt weg. Ich brauche also kein Gegenquerruder, sondern muß den kippstabilen Zustand mit Querruder in gleicher Richtung halten. Das ist gar nicht so einfach, besonders auch deshalb, weil das langsamer werdende Flugzeug ständig eine neue Abstimmung braucht.

Geflogen habe ich den Starfighter natürlich nie, aber es gab ein ziemlich gutes Simulationsprogramm, was unter dem MS Flight-Simulator lief. Ein alter Bundeswehr Pilot, der das gleiche Programm hatte, hat mir erklärt, daß die Software einigemaßen die Realität abbildet. Was hab ich mich mit dem Ding schon oft umgebracht !!! Reinsetzen und vielleicht ganz langsam rollen würde ich auch mal gerne damit, aber fliegen wäre mir doch zu gefährlich. Modellfliegerpiloten, die solch ein Modell haben, setzen sich damit eigentlich nur selbst ein Denkmal, was sie drauf haben. Richtig schön fliegen tut die Karre nicht.


Gruß

Werner

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