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Date: June 17, 2019 at 11:14:38
From: Werner, [p5088892d.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Re: Wie man einmotorig bei Seitenwind landet

Moin,

wenn das Flugzeug einarmig fliegt, muß das Drehmoment um die Hochachse per Seitenruder ausgeglichen werden. Moderne Airliner müssen so ausgelegt sein, daß sie bei Ausfall eines Triebwerkes sogar wieder durchstarten können und eine neue Landung probieren. Damit sind die zweimotorigen Flugzeuge mit extrem überdimensionierter Leistung ausgestattet und werden praktisch niemals mit voller Leistung gestartet. Piloten lieben solche Flugzeuge, weil sie satten Leistungsüberschuß haben. Für die Effizienz ist es weniger gut, weil die Motoren im Reiseflug nur im Teillast laufen, was nicht den besten Treibstoffverbrauch erzielt.

Daher werden auch Vierstrahler gebaut, für die das gleiche gilt: bei Ausfalls EINES Triebwerkes müssen die noch alles machen können. Somit braucht man die Leistung nicht so stark zu bemessen und kann näher an den Punkt der besten Wirtschaftlichkeit herangehen. Das Ergebnis ist allerdings ein Flugzeug, was auch bei Vollgas nicht so steil in den Himmel geht, wie ein Zweistrahler oder Zweipropeller-Flieger.

Am Flughafen London Gatwick ist eine Station von Rolls-Royce für die Überholung von Triebwerken. Ich hatte dort mal die Gelegenheit, mit dem technisch Verantwortlichen für die Maintenance zu sprechen und zuzuschauen, wie ein Flugzeug nach der Überholung einen Testflug macht.

Man glaubt nicht, wie die Dinger abgehen. Treibstoff wird nur zu 25% befüllt, keine Passagiere oder Ladung. Die Triebwerke werden bei gebremsten Räder wirklich bis zum Anschlag hochgefahren und dann rast das Flugzeug los wie ein Düsenjäger. Der Maintenance Manager ist dabei mit an Bord. Er sagt, selbst nach 12 Jahren Tätigkeit sei das immer noch ein Erlebnis.


So, genug abgeschweift, das Problem bei Ausfall eines Triebwerkes ist also nicht die Leistung, sondern das enorme Drehmoment um die Hochachse beim Abrufen dieser Leistung. Kurz nach dem Einsturz der Twin Towers ist in New York eine B737 abgestürzt, weil nach dem Start ein Triebwerk ausgefallen ist und das andere mit Vollgas gefahren wurde. In den Folge ist das gesamt Seitenleitwerk abgebrochen und der Flieger abgestürzt. Die Kräfte sind einfach gewaltig.

Um die Ruder (und auch den Piloten) etwas zu entlasten, legt man die Maschine gerne in Schräglage auf den gesunden Motor. Dann hat nämlich das Flugzeug die Tendenz, in Richtung der Schräglage einzukurven - was es nicht tut, weil der laufende Motor in die andere Richtung zieht. Diese etwas schiefe Konstellation ist für die Passagiere nicht angenehm, trägt aber zum Wohlbefinden der Maschine und des Piloten bei.

Und genau in dieser Konfiguration macht man auch Seitenwindlandungen, damit das Flugzeug den zum Wind gerichteten Flügel tief hält und damit weniger anfällig für Böen wird. In unserer UL-Flugausbildung sind wir extra zu einem Flugplatz geflogen, wo ständig Seitenwind herrscht. Irgendwann hat man sich an das schiefe Fliegen gewöhnt und dann macht das richtig Laune. Anfliegen, ganz normal, die Nase zeigt gar nicht auf die Landebahn (wegen Seitenwind). Dann kurz über dem Boden Nase auf die Bahn drehen und dabei gleichzeitig den Flügel nach unten. In der Folge setzt erst nur ein Rad auf und der Rest folgt => geht prima.


Auf dem Video sieht man das nicht so stark, weil die Windverhältnisse letztlich nicht so kritisch waren. Der Pilot hat das einfach nur in weiser Voraussicht so gemacht und sich noch eine gute Reserve für das Mißlingen der ersten Landung vorbehalten. Die Maschine selbst hat einen so guten Gleitwinkel, daß man sie auch ohne Wind einfach geradeaus hätte landen können. Beide Motoren stopp und einfach den Rest segeln. Das geht, aber wenn dann was passiert und man muß wieder Leistung setzen, dreht es den Flieger fast unweigerlich weg. Und dann ist die Situation kaum noch beherrschbar.

Wie gesagt, bei dem Piloten steige ich gerne ein. Der hat alles richtig gemacht.

Gruß

Werner

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